Ein offenes Wort zu Magenspiegelungen…

Das Wichtigste vorab: die weitaus meisten Magenspiegelungen ergeben keinen krankhaften Befund. Das mag überraschend erscheinen, aber leider werden die meisten Magenspiegelungen wegen Beschwerden durchgeführt, die von vornherein nicht verdächtig auf eine schwere Magenerkrankung sind. Bei Patienten mit Druckgefühl im Oberbauch, Völlegefühl nach dem Essen, schlechtem Appetit, Aufstoßen, Mundgeruch oder Reizhusten ist keine gravierende Ursache im Magen zu erwarten. Und so sind über 90 Prozent unserer Magenspiegelungen ohne krankhaften Befund; bei über 1000 Magenspiegelungen im Jahr finden wir allenfalls 1 bis 2 Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre und 1-2 Magenkrebse, denn diese Erkrankungen sind heute sehr selten geworden—nur hat sich das auch unter Ärzten noch nicht überall herumgesprochen.

 

Der weitaus häufigste Anlass für Magenspiegelungen sind heutzutage Refluxbeschwerden (saures Aufstoßen, Sodbrennen). Bei diesen Patienten sollte einmalig eine Magenspiegelung und dann eine dauerhafte Behandlung durch Diätmaßnahmen oder Medikamente erfolgen. Bei übergewichtigen Patienten ist vor allem eine Gewichtsreduktion von überragender Bedeutung. Sodbrennen verschwindet fast immer durch diese drei Maßnahmen, nicht aber durch jährlich wiederholte Magenspiegelungen!

Aus diesen Gründen führen wir Magenspiegelungen mittlerweile oft sehr widerstrebend durch, denn wir wissen meist von vornherein, dass nichts Gravierendes herauskommen wird.

Ganz anders sieht es hingegen aus, wenn echte Warnsymptome bestehen: Gewichtsverlust, Schluckbehinderung, starke anhaltende (auch nächtliche) Oberbauchschmerzen, Blutarmut (Anämie), Bluterbrechen, verstecktes Blut im Stuhlgang oder dauerhaftes Erbrechen von Nahrung. In solchen Fällen finden sich sehr häufig schwerwiegende Erkrankungen.

Als gute Faustregel hat sich außerdem bewährt: wenn Ihre Beschwerden so stark sind, dass Sie bereit wären, für einen zeitnahen Untersuchungstermin auch auf eine Schlaf- oder Beruhigungsspritze zur Untersuchung zu verzichten, dann sind diese Beschwerden ernst zu nehmen. Mal ganz ehrlich: ist es bei Ihnen wirklich so?

Dass die Magenspiegelung durch die gesetzlichen Krankenkassen so schlecht bezahlt wird, dass wir bei jeder Untersuchung 60 Euro aus eigener Tasche drauflegen, sei nur am Rande erwähnt—unglaublich, aber wahr! Zur Veranschaulichung: überlegen Sie mal, was wohl passieren würde, wenn per Gesetz festgelegt würde, dass eine Currywurst nur noch 50 Cent kosten darf? Die meisten Imbissbuden würden entweder pleite gehen oder eben keine mehr verkaufen, und bei denjenigen, die dies dennoch weiterhin täten, würden Sie nur noch billige, schlechte Ware bekommen.

Sagen Sie es weiter!

Ihr Praxisteam Dr. A. Genrich & Dr. C. Kabus